Direkt zum Inhalt

Rinderhaltung

Klimafitte Rinderwirtschaft – diese Potentiale liegen in der Zucht

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund um den Globus beschäftigen sich bereits seit mehreren Jahren intensiv damit, wie Zucht unterstützen kann, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Rinder zu reduzieren.  Rinder sind einerseits stark betroffen vom Klimawandel, da sie bei hohen Temperaturen häufig unter Hitzestress leiden, andererseits können sie auch bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen helfen. Daher wird in der Forschung spezieller Fokus auf zwei Themen gelegt: die Reduktion von Hitzestress und die Reduktion von Methanemissionen.

Hitzestress

Ein Anstieg der Umgebungstemperatur und der Luftfeuchtigkeit über einen bestimmten Schwellenwert hinaus verursacht Hitzestress bei Milchkühen. Milchkühe reagieren auf verschiedene Weise auf Hitzestress, u. a. durch eine verringerte Futteraufnahme, eine geringere Milchleistung und Milchqualität und eine beeinträchtigte Fruchtbarkeit.

Züchter und Wissenschaft arbeiten dabei gemeinsam an Strategien, um den Hitzestress bei Rindern züchterisch zu reduzieren.  Die Selektion auf verbesserte Hitzetoleranz ist dabei eine Strategie, um die Hitzetoleranz der Kühe zu verbessern. 

Es wurden mehrere mögliche Merkmale identifiziert, die als Indikator für Hitzetoleranz verwendet werden können: 

  • Der Rückgang der Milchleistung: dies variiert jedoch von Tier zu Tier und ist daher nur ein gering bis mäßiges erbliches Merkmal.
  • Die Veränderung der Rektaltemperatur mit steigendem THI (THI=Temperatur-Feuchtigkeits-Index: solche Messungen sind schwierig in großem Umfang zu erheben.
  • Das Fettsäureprofil in der Milch: Fettsäureprofile können durch Mittelinfrarotspektroskopie von Milchproben gemessen werden.  Durchgeführte Studien deuten auf Veränderungen in diesem Profil bei Hitzestress hin.

Auch in anderen Ländern wird eifrig an dieser Thematik geforscht. In Australien, wo die Temperaturen im Sommer deutlich höher werden können als bei uns, beschäftigt man sich schon länger damit. Bereits 2016 entwickelten australische Forscher einen Zuchtwert für Hitzetoleranz (ABVHT; aus dem englischen: Australian breeding value for heat tolerance) bei Holstein- und Jersey-Kühen auf der Grundlage des Ausmaßes des Milchrückgangs, Fett- und Eiweißertrag pro THI-Anstieg. Zwar hatten die Kühe mit hohem ABVHT in Summe eine geringere Milchleistung, der Rückgang der Milchleistung in Hitzeperioden war aber deutlich geringer, was eine stabilere Leistung bedeutet. Zudem war die Fruchtbarkeit der Tiere mit hohem ABVHT deutlich besser und die Futteraufnahme ging bei Kühen mit höherem ABVHT deutlich geringer zurück. Außerdem hatten Kühe mit hohem ABVHT niedrigere Rektal- und Vaginaltemperaturen und höhere Hauttemperaturen, was auf die Fähigkeit hinweist, die Körpertemperatur unter Hitzestress besser zu halten. 

 

Temperatur-Feuchtigkeits-Index (THI)

Bild
Tabellen des THI-Temperature-Humidity-Index

Klimatool

ÖsterreichÖ Temperaturen Hitzetage
1971-2000 6,5°C 3,2 Tage
2050 +1,3°C +4,3 Tage
2100 +4°C +17,4 Tage
Zum Klimatool

Methanreduktion

Methan ist ein bedeutendes Treibhausgas und entsteht unter anderem bei der Atmung von Kühen. 

Innerhalb der Kuhpopulation gibt es jedoch große Unterschiede was die Methanintensität (Methan pro kg erzeugter Milch) betrifft. Es gibt Kühe die erzeugen nur 1,9 g CH4/kg Milch, andere jedoch bis zu 29,5 g CH4/kg Milch. Daher ist die genetische Selektion auf Tiere mit geringer Methanintensität eine Strategie zur Verringerung der Methanemissionen bei gleichzeitiger Verbesserung ihrer Futtereffizienz. 

Forscher gehen davon aus, dass eine Reduzierung der Methan-Intensität um über 20% bis zum Jahr 2050 möglich ist, wenn die Reduktion der Methanemissionen im Zuchtziel wirtschaftlich gewichtet werden. Im Sinne einer nachhaltigen Zucht ist es immer wichtig, dass Merkmale, die die Wirtschaftlichkeit der Produktion betreffen, jedenfalls nicht negativ beeinträchtigt werden.