Direkt zum Inhalt

Grünland

Almflächen bewässern

Zur Bewässerung von Almflächen wird auf alte Kulturtechniken (z.B. „Waale“) zurückgegriffen. Wenn die Bewässerung sachgerecht erfolgt, sind neben höheren Erträgen und einer besseren Futterqualität auch positive Auswirkungen auf die Biodiversität und den Boden gegeben. Ob die Bewässerung auf Almen eine Anpassungsstrategie für zunehmende Trockenphasen sein kann, muss für jede Alm bzw. Teilfläche entschieden werden. Eine Voraussetzung ist die ausreichende Wasserführung der Gerinne und Bäche, da diese bei Trockenphasen auch rückläufig sein kann. 

Bild
Ein Speichersee in Tirol, im Hintergund sind Berge und ein Tal zu erkennen

Best Practice – Bewässerung von Grünlandflächen im Tiroler Oberland

In den trockenen Phasen des Jahres möchte natürlich jeder seine Flächen in regelmäßigen Abständen mit Wasser versorgen. Da aber die Wassermenge der Quellen beschränkt ist, muss das Wasser genau eingeteilt werden. Die Bewässerung von Grünland ist im Tiroler Oberland seit jeher bekannte Tradition. Aufgrund der geringen Niederschlagsmengen waren die Landwirtinnen und Landwirte auch schon in der Vergangenheit gezwungen, Grünlandflächen zu bewässern, um die Erträge abzusichern.  Aufgrund der topografischen Lage war es auch nur bedingt möglich, Ackerbau zu betreiben. Somit war die Bevölkerung von den Erträgen der Grünlandflächen abhängig. Die Bewässerung der Flächen erfolgte mittels Speicherteichen, den sogenannten „Piezen“ und „Waalen“. 

Für jeden Waal und die daran hängenden Grundstücke gibt es ein eigenes „Wasserbuch“, in dem die Beregnungszeiten auf den einzelnen Grundstücken gerecht verteilt und erfasst worden sind. Da es in den Sommermonaten auch zu reduziertem Wasseraufkommen aus den Quellen kommen kann, wurden viele größere und auch kleinere Speicherteiche, die sogenannten „Piezen“ angelegt um das Wasser für trockene Phasen zu speichern. Die einzigartige Beregnung der Grünlandflächen im Tiroler Oberland wurde sogar 2022 in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes UNESCO aufgenommen. 

Diese Art der Flächenbewässerung ist mit sehr hohem Arbeitsaufwand verbunden, daher hat auch hier der technische Fortschritt Einzug gehalten und es wurden mancherorts moderne Bewässerungsanlagen errichtet. Dass die Flächen heute noch wie vor 50 - 60 Jahren mittels Waalhaue berieselt werden ist eher zur Seltenheit geworden. Viel mehr hat man sich darauf fokussiert, einfachere, wassersparende und weniger zeitaufwendige Bewässerungssysteme zu etablieren. 
Daher sind in den letzten Jahren viele Waale dem Stand der Technik angepasst und verrohrt worden, um sich die Waal-Erhaltungsarbeiten zu ersparen. 

Waal zum Wassertransport

Bild
Ein Waal zum Wassertransport im Ötztal, Tirol.

Es gibt aktuell grundsätzlich drei verschiedene Bewässerungssysteme, die in der Praxis Anwendung finden:

Großflächenbewässerung

Hier wird das Wasser aus den seit jeher erhaltenen Waalen in höheren Lagen gefangen. Durch den Höhenunterschied wird der Druck des Wassers aufgebaut, sodass die Beregner mit einem Druck von ca. 10 bar betrieben werden können.

Je Feldstück gibt es einen Hydranten, von dem das Wasser mittels Schläuchen und dem variabel im Feldstück verstellbaren Regner verteilt wird.

Nachteil: Der variable Regner muss nach der gewünschten Wassermenge im Feldstück umgestellt werden. 

Kostentechnisch ist diese Art der Beregnung sicherlich die günstigste.

Bewässerungstrommel

Auch hier wird das Wasser in höheren Lagen gefangen und mit einem unterirdischen Rohrsystem zum jeweiligen Feldstück geleitet. Es befindet sich am Feldrand ein Hydrant, an welchem die Beregnungstrommel angeschlossen wird. Anschließend wird der Schlauch auf der Regner Trommel ausgezogen. Mittels ausgeklügelter Technik und wird der auf einem fahrbaren Untergestell befestigte Regner langsam eingezogen. 

Die Beregnungsmenge kann hier eingestellt werden und danach richtet sich die Geschwindigkeit, mit der der Schlauch auf die Trommel aufgewickelt wird. 

Diese Technik ist mit hohen Anschaffungskosten verbunden.

Kleinflächenbewässerung 

Das Wasser wird auch bei dieser Variante in höheren Lagen gefangen und mit einem unterirdischen Rohrsystem zur Fläche geleitet. 

Meist gibt es auch hier am Feldstückrand einen Absperrschieber. Von diesem Absperrschieber gehen dann unterirdische Leitungen über das ganze Feldstück. Es sind dann sehr viele kleine Regner auf der gesamten Fläche montiert. Diese können bei Arbeiten auf dem Feld entfernt werden. Dadurch ist es möglich, das gesamte Feldstück auf einmal zu beregnen, und es ist nicht nötig, die Regner weiter zu stellen. 

Aufgrund der komplexen Planung und dem hohen Materialaufwand ist diese Methode sicherlich jene, die die größten Kosten verursacht. Nach Abschluss des Baus dieser Anlage ist der Arbeitsaufwand für die Beregnung jedoch am geringsten.
 

Kleinflächenberegnung

Eine Kleinflächenberegnungsanlage
Eine Kleinflächenberegnungsanlage
Eine Kleinflächenberegnungsanlage

Siehe auch